SEMRIACHERGESPRÄCHE 26 . März 2022

15.00 Uhr – 18.00 Uhr
Hotel Schöcklblick, Semriach

Veranstalter: Helmut M.J. Hofstätter
Moderatorin: Mag. Natascha Giarolli
Mitschrift: Anneliese Hofstätter

Helmut M.J. Hofstätter als Veranstalter und Organisator stellt in seinen Begrüßungsworten fest, wie wichtig es immer war und ist, eine Meinungsvielfalt offen und kritisch zu hinterfragen. So wie Medaillen zwei Seiten haben gibt es dies auch in gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Fragen.

Bürgermeister Gottfried Rieger beginnt seine Grußworte mit einem Zitat von Erzherzog Johann: „Ein herrliches Land, jeder Fleck, jeder Winkel ist schön. Es ist als fahrete ich in einem Garten.“ er beschreibt hiermit die Schönheit Semriachs. Bestehendes hat seinen Wert!

Impulsvortrag von Univ. Prof. Dr. Leopold Neuhold, (Univ. Prof für Ethik und Gesellschaftslehre, Universität Graz) Forschungsschwerpunkte: Katholische Soziallehre, Wertewandel, Religionssoziologie, Jugendsoziologie, moderne Gesellschaft und katholische Soziallehre, Friedensethik

Univ. Prof. Dr. Leopold Neuhold eröffnete die Gesprächsrunde Europa/ Herausforderung für Wirtschaft – Politik – Kultur mit dem Zitat: “Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme“. Wir müssen neue Zusammenhänge erkennen, aber genauso unsere Wurzeln finden und daran wachsen. Wir erleben einen Wertewandel. Müssen und sollten handeln, denn Bürokratie und Recht alleine ist zu wenig. In Europa muss es wieder eine Seele geben, das ist auch unserer christlichen Verantwortung geschuldet. Jeder einzelne von uns hat auch seinen Beitrag zu leisten um z.B., Solidarität, Subsidiarität und Verantwortung in die Entwicklung einzubringen. All dies kann nicht nur auf staatlicher Ebene eingefordert werden. Gesellschaftliche Eigeninitiative ist gefragt. Werte verbinden aber es muss auch gehandelt werden, Handlungsmacht besitzt jeder selbst.

Bewusstwerdung im Sinne von Vergänglichkeit(Pandemie), Begrenztheit (Umwelt) und Rückschläge (Krise für die Menschen) sind unsere Lebensbegleiter und aktueller denn je.
Die Solidarität fällt es uns leichter wenn es gegen andere geht, bei einem selbst ist man nicht mehr offen. Der europäische Blick auf das Ganze ist erforderlich. Europa muss auch wirtschaftlich betrachtet werden und nicht nur in Kultur und Gesellschaft. Toleranz entsteht aus dem Hintergrund des Respektes. Einsehen ist die Sicht des anderen zu akzeptieren oder tolerieren. Werte dürfen nicht Bedingungen unterliegen. Sind wir noch offen für Argumente? Erdung darf nicht verloren gehen. Die Frage nach dem Sinn ist aktueller denn je.
Aber wollen wir heute nicht so viel wovon, aber wenig wofür?
Die Zukunft wird ausgeklammert, ohne Bedenken ist aber die Zukunft nichts!
Die Abkoppelung der religiösen Wurzeln hinterfragt ob das Christentum noch vorhanden ist?
Helmut M.J. Hofstätter dankt Univ. Prof. Dr. Leopold Neuhold für die Einstimmung in die Diskussionsrunde und übergibt das Wort an die Moderatorin.

Diskussionsthema: Commonwealth Europa als Alternative zum EU-Superstaat?
Allgemein ist ein Commonwealth (engl.: Gemeinwesen, öffentliches Wohl) eine freiwillige
Vereinigung von unabhängigen Staaten, welche die Verwirklichung gemeinsamer Ziele und
Interessen vorantreiben oder sich zu einer politischen Gemeinschaft zusammengeschlossen haben. In er EU gibt es eine Art Regierung, das ist die Kommission, die nicht demokratisch legitimiert ist (= nicht gewählt). Es gilt das Prinzip der Souveränität – wieviel gibt ein Staat davon ab, wieviel muss er abgeben und was regelt er selbst?
Auszug aus den Gesprächen:

Die EU wurde als Staatenbund gewählt, entwickelte sich zu einem Bundesstaat
Geht die EU am Recht vorbei, jedes Mitglied hat spezielle Wünsche.
Inwieweit sind Entscheidungen der EU rechtskonform
Gründungsmythos der EU: Notwendigkeit des Friedens
Menschenrechte in Europa
Wird das Handeln nur mehr mit Interesse verwechselt

Diskussionsthema: Ist ein Staat – eine Staatengemeinschaft – Wert zu existieren, wenn sie Ihre Werte nicht mehr verteidigen will?

Wir leben in einer Wissensgesellschaft, wie sehr viele hochentwickelte Länder.
Unsere „Neuen Werte“ sind: Digitalisierung, Bildungsexpansion und Wissensexplosion.
Mit Erstaunen und manchmal sogar mit Entsetzen erkennen wir, dass die
Wertegesellschaft von der Wissensgesellschaft überrollt wird. Kaum ein Gebiet des menschlichen Denkens und Handelns ist von so viel Unsicherheit oder sogar Unwissenheit gekennzeichnet, wie jenes der Werte.
Können Werte durch Erziehung und gelebte Traditionen weitergegeben werden?
Auszug aus den Gesprächen:

Wir finden in den 10 Geboten die Schöpfungsprinzipien
Werte wie Ethik müssen verallgemeinerungsfähig sein
Was kann von jedem Menschen verlangt werden?
Klare Linien müssen vorgegeben werden
Steht das eigene Interesse immer im Vordergrund?
Wertschätzungsbegriffe haben sich total verändert, eine Bruchlinie ist entstanden
Konsumziel ist problematisch
Vertausch von Mittel und Zielen
Handeln wir nur, wenn wir unzufrieden sind
Gibt es allgemein verbindliche Werte
Sind Werte nur mehr Maßstäbe und Zielerreichungen
Was wird der Jugend mitgegeben, (Elternhaus, Erziehung, Bildung)
Wie weit haben wir uns schon von den Naturgesetzen entfernt

Diskussionsthema: Patriotismus – ein leeres Wort ?
Wie schon Theodor Roosevelt, ein amerikanischer Präsident zitierte:
„Patriotismus bedeutet, dem Land zur Seite zu stehen. Es bedeutet nicht, dem Präsidenten oder einem anderen Beamten zur Seite zu stehen.
Gary Romain, ein französischer Schriftsteller meinte in Paris im Jahr 1945:
„Patriotismus ist die Liebe zu den Seinen; Nationalismus ist Hass auf die Anderen“
Gibt es noch einen Patriotismus? Ist der Begriff überhaupt noch in unserer Gesellschaft verankert? Oder überwiegt der Hass auf die Anderen?
Auszug:

es gibt heute keine klare Abgrenzung zwischen rechts + links
Ist Patriotismus Familie, Beruf, Gesellschaft?
An erster Stelle sollte Heimat der Familie stehen
Menschenrechte können wirkliche Werte nicht oder nur sehr schwer ersetzen
Angst kulturelle Identität zu verlieren
Gibt es den Patriotismus im Zeichen eines Krieges, Krieg ist immer das letzte Mittel der Politik
Die Geschichte kann man nicht immer legitimieren
Suche nach Macht, Wissen und Kompetenz
Frage? Was wird Macht missbraucht?
Wie tolerant kann man gegenüber Intoleranten sein
Gelebter Patriotismus in der Arbeit der Bauern, Landerhalten, Leistungsbereitschaft
Patriotismus hat auch immer mit Privatbesitz, Eigentum zu tun.

Diskussionsthema: Leistungsbereitschaft – wo ist sie geblieben?
Leistungsbereitschaft bezeichnet das Maß, in dem eine Person bereit ist, ihre körperliche
oder geistige Leistungsfähigkeit in Form von Arbeit für ein bestimmtes Ziel einzubringen.
Hat unser Wohlfahrtstaat uns jeglichen Anreiz zum Engagement genommen; sind vor allem
Jugendliche nicht mehr bereit hart zu arbeiten?
Wird Leistungsbereitschaft überhaupt noch gebraucht?
Beginnt die Nivellierung nicht schon bereits in den Schulen? Werden ins unseren Schulen nicht mehr die Besten gefördert, sondern sie richtet man ich an den Schwächsten.

Zur Förderung gehört immer die Forderung
Wir haben sehr viele bestens ausgebildete Jugendliche, die aber nicht mehr die 100% Leistung (Elternvorbild) geben möchten.
Wir wollen Leben ist das Motto, Abkoppelung Arbeit vom Leben
Wichtig ist die Freude am Lernen und Denken
Leistungsergebnis sollte immer auch ein Leistungserlebnis sein
Erleben wir eine geistige Verrohung?
Gibt es zu wenig Arbeit und daher auch die Reduzierung der Leistungsbereitschaft
Eine hohe Anzahl von Jugendlichen (ab 15 Jahre) sieht den Sinn nur mehr in Drogen
Auswirkungen auf unsere Gesellschaft

Die christlichen Sozialwerte müssen geschützt und an unsere Kinder weitergegeben werden.
Mit den Worten: eine kleine Runde kann unglaublich viel erreichen, schließt Helmut M.J. Hofstätter die 2. Semriachergespräche.

Helmut M. J. Hofstätter

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