SEMRIACHER GESPRÄCHSRUNDE AM 15. April 2023
Hotel Trattner, Semriach
Impulsvortrag: DI Univ.Prof Karl Rose
„Fakten und Mythen der Energiewirtschaft“"
Eröffnung Helmut M.J. Hofstätter
Begrüßung der zahlreichen Gäste.
Vizebürgermeister Hannes Harrer überbrachte seine Grußworte: Die Marktgemeinde Semriach darf sich als Vorreiter beim Energiesparen bezeichnen. Mit der Teilnahme am e5 Programm im Jahr 2006 wurde erstmals aktiv der Schritt gesetzt, die Gemeinde – auch aus energetischer Sicht – lebenswert und den Anforderungen der Zukunft entsprechend zu gestalten. Die Marktgemeinde Semriach hat sich mit einem hervorragenden Umsetzungsgrad der e5-Maßnahmen mit dem vierten „e“ rezertifiziert.
Vergessen darf man aber auf keinen Fall die Leistung und wichtige Trägergröße der Bauernschaft. Die Abwertung der „Kuh“ als Klimasünder bei der Klimaerwärmung ist zu einseitig betrachtet.
Einleitung Helmut M.J. Hofstätter
Bei den Semriacher Gesprächen, die es seit 2021 gibt, werden immer aktuelle Themen die im Mittelpunkt stehen angesprochen.
Besonders herzlich begrüße ich heute Univ. Prof. Dipl.Ing. Karl Rose.
Univ.-Prof. DI Karl Rose studierte an der Montan-Universität Leoben Erdölwissenschaften. 25 Jahre in leitender Position bei Royal Dutch Shell, seit 2017 als Chefstratege und Chefökonom bei der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) Von Februar 2010 bis April 2017 leitete er als Direktor im Weltenergierat in London die Agenden Internationale Energiepolitik und Entwicklung von globalen Energieszenarien 2050. Neben mehreren Aufsichtsratspositionen ist er seit August 2010 Professor für Strategisches Management und angewandte Unternehmensführung. 2023 wurde er Vorsitzender des Aufsichtsrates der Energie Steiermark.
Bevor wir zum Vortrag kommen ein paar Gedankensplitter zum Thema Energie.
Der russische Einmarsch in die Ukraine hat die Energiemärkte auf den Kopf gestellt. Jahrelange Gewissheiten wurden obsolet, die Zukunft präsentiert sich offener denn je. Wie sehen die Chancen und Herausforderungen aus, die nun auf die Branche bzw. deren Konsumenten zukommen?
Lassen Sie mich einen Rückblick auf einige Schwerpunkt bezüglich Energieversorgung aufzeigen.
Die Ölpreiskrise von 1973 demonstrierte die Abhängigkeit der Industriestaaten von fossilen Treibstoffen. Einige von Ihnen werden sich noch an die autofreien Tage erinnern. Als Spätfolge der Ölpreiskrise wird die Einführung der Sommerzeit gesehen. Entwicklung und die damit verbundenen Technologien waren die Folge wie z.B. Bau von Bohrinseln und Ölpipelineverlegung um nur einige zu nennen.
Es rückten alternative Treibstoffe wie Pflanzenöl, Biodiesen in das öffentliche Interesse. Das Bewusstsein zum energiesparenden Verhalten blieb in der Bevölkerung erhalten.
sind heute feste Bestandteile in unserem Bewusstsein.
Die Ölpreiskrisen des 20. Jahrhunderts waren überwiegend durch politische und wirtschaftliche Ereignisse bedingt und vorübergehend. Trotzdem machten sie die Abhängigkeit der westlichen Industrieländer von der Ressource Öl schmerzhaft sichtbar, führten zu anhaltenden politischen Diskussionen und teilweise zu dauerhaften Veränderungen.
Es wird derzeit an einem Energiemasterplan für Österreich, der erstmalig erstellt wird, vor allem unter Mitwirkung der Industrie gearbeitet.
Es gibt eine große Kluft zwischen den Zielen der erneuerbaren Energie und den Umsetzungsmöglichkeiten.
In der Klimadiskussion zeichnet sich ab, dass die Ziele nicht geschafft werden. z.B: Photovoltaikanlagen können teilweise nicht angeschlossen werden, Netze müssen dringend ausgebaut werden.
Förderungen nicht für alle, sondern nur für die „Ärmsten“, Datenschutzgesetzt hindert die Erkundung wer arm (bedürftig) ist.
Profitieren Energieversorger übermäßig an den hohen Preisen? Bei den Versorgern die eine hohe Eigenproduktion und wenig Kunden haben ist dies eher der Fall. Z.B. Verbund, TIWAG und Vorarlberg.
Durch den milden Winter sind die Gasspeicher in Österreich voll. Kann sich bei drastischen Wettereinbrüchen aber schnell ändern.
EU hat russisches Gas nicht sanktioniert, Österreich deckt zu 80% den Bedarf mit russischem Gas.
Der Klimawandel wird von Indien entschieden werden. Aber auch China treibt die CO2 Emissionen im nächsten Jahrzehnt an.
Verbrennungsmotoren werden weiterhin eine bedeutende Rolle in den Entwicklungsländen spielen. E-Autos hingegen in Europa, Nordamerika und China.
Eine Lösung für die Steiermark ist die Geothermie, das Vulkanland bietet sich hier hervorragend an. Probebohrungen erfolgen bereits. Damit bekommen wir nachhaltige Energie.
Die Netzinstabilität durch den hohen Anteil an erneuerbarer Energie könnte zu einem Auslöser für einen kurzfristigen Black Out werden.
Der Plan, dass Österreich bezüglich der Energieversorgung autark werden kann, liegt zwar vor ist aber äußerst umstritten hinsichtlich der Umsetzbarkeit (z.B. Biomasse)
Die Abschaltung der Kernkraftwerke in der BRD ist ein großer Fehler.
An den Fortschritten der Kernfusion wird laufend gearbeitet und man rechnet mit einem Start im Jahre 2025.
In Deutschland findet ein enormer Ausbau der LNG-Terminals statt.
Diskussion unter Leitung von Mag. Natascha Giarolli
Diskussionsbeitrag:
Strom aus erneuerbarer Energie (z.B. Windrädern oder Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach) kann einfacher in das Netz eingespeist, gespeichert und verrechnet werden. Damit sind die neuen Stromzähler ein Eckpfeiler der Energiewende und ein unverzichtbarer Beitrag zum Klimaschutz.
Künstliche Intelligenz (KI) ist momentan nicht aus den Schlagzeilen wegzudenken, vor allem die computergenerierten Texte von ChatGPT sorgen international für Aufsehen. Das hat zu einem regelrechten Wettlauf der KI-Riesen geführt.
Aber mit Quantencomputern und neuromorphen Computern stehen schon neue Technologien in den Startlöchern, die „ganz anders arbeiten“ und dadurch auch bei der Energieeffizienz viel besser dastehen. Neuromorphe Computer nehmen sich das menschliche Gehirn zum Vorbild – und sind für Einsatzzwecke wie KI besser geeignet.
Die weiteren Diskussionsbeiträge der 40 Teilnehmer spannten sich über wirtschaftliche, geopolitische, makroökonomische und soziale Themen.
Die nächsten Semriacher Gespräche finden am 17.6.2023 statt. Mag. Ewald Stadler wird über “Geopolitische Ursachen und Folgen des Ukraine-Krieges“ sprechen.
Veranstalter: Helmut M.J. Hofstätter
Moderatorin: Mag. Natascha Giarolli
Protokollführung: Anneliese Hofstätter